Die Begründer der Initiatischen Therapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Initiatische Therapie wurde 1951 von Prof. Dr. Karlfried Graf Dürckheim und Dr. Maria Hippius-Gräfin Dürckheim begründet.
Die tiefenpsychologisch fundierte Initiatische Therapie wurde 1951 von Prof. Dr. Karlfried Graf Dürckheim und Dr. Maria Hippius-Gräfin Dürckheim begründet.
Karlfried Graf Dürckheim
Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988) hatte in München und Kiel Psychologie und Philosophie studiert, in Kiel promoviert (1923 "Erlebnisformen – Ansätze zu einer analytischen Situationspsychologie") und in Leipzig habilitiert (1929/30 "Erlebniswirklichkeit und ihr Verständnis").
Ganzheitspsychologie und Einheitsphilosophie
In seinem Studium und in seiner Lehrtätigkeit widmete sich Dürckheim vor allem der "Denkpsychologie" und den qualitativen "Erlebnisformen" des Psychischen und fand sowohl in Kiel als auch in Leipzig in Prof. Dr. Felix Krueger, Nachfolger Wilhelm Wundts, Unterstützung und Anerkennung für seinen Ansatz.
Dürckheims Konzept der "Einheitsphilosophie" ließ sich fruchtbar mit Kruegers Ganzheitspsychologie vereinbaren. So traf Dürckheim in der "Leipziger Psychologenschule" unter Krueger, der als erster im Zusammenhang der
Entdeckung des "Erlebens" und des "Erlebnisses" das Gefühl bzw. das Fühlen in seiner Bedeutung für eine anthropologisch vertiefte Psychologie erkannte, erforschte und belegte, auf ein Umfeld, das seinen eigenen Grundanschauungen entgegenkam und sein eigenes Forschen bis hin zur Ausformung seiner eigenen, der Initiatischen Therapie, sehr förderte.
Seminar- und Lehrtätigkeit
Ab 1926 hielt Dürckheim u. a. verschiedene Seminare zur experimentellen Psychologie des Denkens, zur Psychologie der Gefühle, einen Einführungskurs in die experimentelle Psychologie, Übungen zur Psychologie des kindlichen Denkens, zur Sozialpsychologie sowie Charakterologien der Gegenwart. Wesentlicher Teil seiner Arbeit am Psychologischen Institut bildete die Leitung einer Reihe von Untersuchungen, die sich in sozialpsychologischer Richtung bewegten. In dieser Zeit bereitet er auch seine Habilitationsarbeit vor. Am 17. 2. 1930 erhielt er die Venia legendi, die Erlaubnis an Hochschulen zu lehren, für Philosophie und Psychologie.
Dürckheim lag vor allem an praktisch-pädagogischer Arbeit, nicht an einer wissenschaftlichen Karriere, und so gab er zunächst Kurse an der Fichte-Volkshochschule Leipzig sowie Vorlesungen am Bauhaus in Dessau. 1931 wurde er Professor an der Pädagogischen Akademie Breslau und 1932, nach deren Schließung, an der Hochschule für Lehrerbildung in Kiel.
Durch die Rassengesetze 1933 verlor er die Erlaubnis im Staatsdienst zu lehren.
10 Jahre Japan
1938 ging Graf Dürckheim (mit Unterbrechungen) für knapp 10 Jahre nach Japan und begegnete dort dem Zen- Buddhismus und seinen Übungswegen. Parallel dazu vertiefte er sich in der christlichen Mystik Meister Eckharts. Zurückgekehrt nach Deutschland entwickelte sich eine ausgedehnte Vortrags- und Seminartätigkeit in In- und Ausland.
Brückenschlag zwischen westlicher und östlicher Anthropologie und Psychologie
Dürckheim gilt als einer der ersten, die nach dem 2. Weltkrieg "Zen" aus Japan nach Deutschland gebracht haben und als wichtiger Vertreter der Zen-Meditation. Er leistete mit seinem Werk einen entscheidenden Beitrag zum Brückenschlag zwischen westlicher und östlicher Anthropologie und Psychologie.
Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988) hatte in München und Kiel Psychologie und Philosophie studiert, in Kiel promoviert (1923 "Erlebnisformen – Ansätze zu einer analytischen Situationspsychologie") und in Leipzig habilitiert (1929/30 "Erlebniswirklichkeit und ihr Verständnis").
Ganzheitspsychologie und Einheitsphilosophie
In seinem Studium und in seiner Lehrtätigkeit widmete sich Dürckheim vor allem der "Denkpsychologie" und den qualitativen "Erlebnisformen" des Psychischen und fand sowohl in Kiel als auch in Leipzig in Prof. Dr. Felix Krueger, Nachfolger Wilhelm Wundts, Unterstützung und Anerkennung für seinen Ansatz.
Dürckheims Konzept der "Einheitsphilosophie" ließ sich fruchtbar mit Kruegers Ganzheitspsychologie vereinbaren. So traf Dürckheim in der "Leipziger Psychologenschule" unter Krueger, der als erster im Zusammenhang der
Entdeckung des "Erlebens" und des "Erlebnisses" das Gefühl bzw. das Fühlen in seiner Bedeutung für eine anthropologisch vertiefte Psychologie erkannte, erforschte und belegte, auf ein Umfeld, das seinen eigenen Grundanschauungen entgegenkam und sein eigenes Forschen bis hin zur Ausformung seiner eigenen, der Initiatischen Therapie, sehr förderte.
Seminar- und Lehrtätigkeit
Ab 1926 hielt Dürckheim u. a. verschiedene Seminare zur experimentellen Psychologie des Denkens, zur Psychologie der Gefühle, einen Einführungskurs in die experimentelle Psychologie, Übungen zur Psychologie des kindlichen Denkens, zur Sozialpsychologie sowie Charakterologien der Gegenwart. Wesentlicher Teil seiner Arbeit am Psychologischen Institut bildete die Leitung einer Reihe von Untersuchungen, die sich in sozialpsychologischer Richtung bewegten. In dieser Zeit bereitet er auch seine Habilitationsarbeit vor. Am 17. 2. 1930 erhielt er die Venia legendi, die Erlaubnis an Hochschulen zu lehren, für Philosophie und Psychologie.
Dürckheim lag vor allem an praktisch-pädagogischer Arbeit, nicht an einer wissenschaftlichen Karriere, und so gab er zunächst Kurse an der Fichte-Volkshochschule Leipzig sowie Vorlesungen am Bauhaus in Dessau. 1931 wurde er Professor an der Pädagogischen Akademie Breslau und 1932, nach deren Schließung, an der Hochschule für Lehrerbildung in Kiel.
Durch die Rassengesetze 1933 verlor er die Erlaubnis im Staatsdienst zu lehren.
10 Jahre Japan
1938 ging Graf Dürckheim (mit Unterbrechungen) für knapp 10 Jahre nach Japan und begegnete dort dem Zen- Buddhismus und seinen Übungswegen. Parallel dazu vertiefte er sich in der christlichen Mystik Meister Eckharts. Zurückgekehrt nach Deutschland entwickelte sich eine ausgedehnte Vortrags- und Seminartätigkeit in In- und Ausland.
Brückenschlag zwischen westlicher und östlicher Anthropologie und Psychologie
Dürckheim gilt als einer der ersten, die nach dem 2. Weltkrieg "Zen" aus Japan nach Deutschland gebracht haben und als wichtiger Vertreter der Zen-Meditation. Er leistete mit seinem Werk einen entscheidenden Beitrag zum Brückenschlag zwischen westlicher und östlicher Anthropologie und Psychologie.
Maria Hippius
Maria Hippius (1909-2003) hatte zunächst in Freiburg und Berlin, später in Leipzig Psychologie, Philosophie und Soziologie studiert und auch Vorlesungen in psychiatrischer Medizin besucht. Insbesondere machte sie sich mit der Ausdruckslehre und Charakterkunde des Philosophen Ludwig Klages vertraut, sowie mit dem Werk des Biologen Hans Driesch.
Graphischer Ausdruck von Gefühlen
Ihre Dissertation (1932 ) beschäftigte sich mit dem "Graphischen Ausdruck von Gefühlen" (Hippius, M.1936: Graphischer Ausdruck von Gefühlen. Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde).
Tiefenpsychologische Studien
Maria Hippius war mit Carl Gustav Jung persönlich bekannt und absolvierte eine Lehranalyse bei dessen Schüler Gustav Richard Heyer.
Es folgten Studien bei Erich Neumann und Jean Gebser.
Psychotherapeutische Tätigkeit
In der 1951 von ihr und Karlfried Graf Dürckheim begründeten Existential-psychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte Todtmoos-Rütte, Schule für Initiatische Therapie, war Maria Hippius neben ihrer eigenen psychotherapeutischen Tätigkeit für die Ausbildung der im Laufe der Jahre über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (von denen die meisten heute weltweit in der Initiatischen Therapie tätig sind) sowie für die Supervision der in Rütte ansässigen Mitarbeiter verantwortlich.
(Photos von Graf und Gräfin Dürckheim :
Louise Oldenbourg Dipl. Grafikerin FH, München)
Maria Hippius (1909-2003) hatte zunächst in Freiburg und Berlin, später in Leipzig Psychologie, Philosophie und Soziologie studiert und auch Vorlesungen in psychiatrischer Medizin besucht. Insbesondere machte sie sich mit der Ausdruckslehre und Charakterkunde des Philosophen Ludwig Klages vertraut, sowie mit dem Werk des Biologen Hans Driesch.
Graphischer Ausdruck von Gefühlen
Ihre Dissertation (1932 ) beschäftigte sich mit dem "Graphischen Ausdruck von Gefühlen" (Hippius, M.1936: Graphischer Ausdruck von Gefühlen. Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde).
Tiefenpsychologische Studien
Maria Hippius war mit Carl Gustav Jung persönlich bekannt und absolvierte eine Lehranalyse bei dessen Schüler Gustav Richard Heyer.
Es folgten Studien bei Erich Neumann und Jean Gebser.
Psychotherapeutische Tätigkeit
In der 1951 von ihr und Karlfried Graf Dürckheim begründeten Existential-psychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte Todtmoos-Rütte, Schule für Initiatische Therapie, war Maria Hippius neben ihrer eigenen psychotherapeutischen Tätigkeit für die Ausbildung der im Laufe der Jahre über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (von denen die meisten heute weltweit in der Initiatischen Therapie tätig sind) sowie für die Supervision der in Rütte ansässigen Mitarbeiter verantwortlich.
(Photos von Graf und Gräfin Dürckheim :
Louise Oldenbourg Dipl. Grafikerin FH, München)
"Doktorhaus" - ehemaliger Wohnort und Keimzelle der Arbeit wurde 2003 nach dem Tod von Gräfin Dürckheim in private Hände verkauft.
Gründung der Existential-psychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte Todtmoos-Rütte, Schule für Initiatische Therapie
1951 gründeten Dürckheim und Hippius die Existential-psychologische Bildungs- und
Begegnungsstätte Todtmoos-Rütte, Schule für Initiatische Therapie, im Hochschwarzwald, die derzeit etwa 20 ortsansässige Mitarbeiter hat.
In der von ihm und Maria Hippius entwickelten Initiatischen Therapie vereinen Dürckheim und Hippius Erkenntnisse der Einheits- und Ganzheitspsychologie mit tiefenpsychologischen Konzepten, christlicher Mystik und den Übungswegen des Zen zu einer eigenen Form der Psychotherapie, in welcher der Sinn und Heilung suchende Mensch in seinem existentiellen Ringen und Fragen ernstgenommen und auf seinem Weg der Individuation begleitet wird.
Seine der Initiatischen Therapie zugrundeliegende Philosophie stellte Dürckheim in Vorträgen sowie in zahlreichen Büchern umfassend dar.
Gründung der Existential-psychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte Todtmoos-Rütte, Schule für Initiatische Therapie
1951 gründeten Dürckheim und Hippius die Existential-psychologische Bildungs- und
Begegnungsstätte Todtmoos-Rütte, Schule für Initiatische Therapie, im Hochschwarzwald, die derzeit etwa 20 ortsansässige Mitarbeiter hat.
In der von ihm und Maria Hippius entwickelten Initiatischen Therapie vereinen Dürckheim und Hippius Erkenntnisse der Einheits- und Ganzheitspsychologie mit tiefenpsychologischen Konzepten, christlicher Mystik und den Übungswegen des Zen zu einer eigenen Form der Psychotherapie, in welcher der Sinn und Heilung suchende Mensch in seinem existentiellen Ringen und Fragen ernstgenommen und auf seinem Weg der Individuation begleitet wird.
Seine der Initiatischen Therapie zugrundeliegende Philosophie stellte Dürckheim in Vorträgen sowie in zahlreichen Büchern umfassend dar.
Graf Dürckheims Leben im Zeichen der Wandlung "am Faden von Zeit und Ewigkeit"
Karlfried Graf Dürckheim war, wie dies grundsätzlich jeder Mensch ist, in seine Zeit und seine Herkunft gestellt. Bei ihm hatten Zeit und Herkunft eine stark nationale und konservative Prägung, die sich insbesondere in der ersten Hälfte seines Lebensweges niederschlug.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde er als Angehöriger einer Adelsfamilie geboren. Die Ahnherren seines Adelsgeschlechtes lassen sich bis ins 12. Jahrhundert, d.h. bis in die Zeit Kaiser Barbarossas nachweisen. Mütterlicherseits geht seine Herkunft ins jüdische Geschlecht der Rothschilds, das bis ins 15.Jahrhundert dokumentiert ist. Der Militärdienst im 1.Weltkrieg war keine Frage. Solange Graf Dürckheim noch in den kollektiven Strukturen seiner Zeit und seiner Herkunft eingebunden war, waren ihm diese Tätigkeiten, waren ihm der Dienst am Vaterland und das vaterländische Bestreben auch in seiner national ideologischen Prägung grundsätzlich ein seinem Stand gemäßes Anliegen.
Als sich die politische Lage in Deutschland mit ihrer nationalsozialistischen Gesetzgebung und der von dort ausgehenden Gefahr weiter zuspitzte, und er durch seine jüdische Herkunft seitens der Mutter nicht mehr tragbar und zudem nicht ungefährdet war, wollte er dennoch nicht einfach "wie ein ausgedienter Dienstbote" entlassen werden, da er nach wie vor im vaterländischen Auftrag und damit auch im ideologischen System der NSDAP verankert war. So schickte ihn der zunächst außenpolitische Berater Hitlers, dann Botschafter in England und spätere Reichsminister des Auswärtigen Joachim von Ribbentrop im Dienst der Partei mit Forschungsauftrag und ganz klar zur Verbreitung der herrschenden Ideologie nach England, Süd Afrika und schließlich nach Japan.
Mit Zusammenbruch des Dritten Reiches und dem Ende des 2.Weltkrieges kam er in Japan in Haft, aus der er nach 16 Monaten ohne Anklage entlassen wurde. In dieser Zeit durchschritt er eine tiefe Depression, die er dann später rückblickend als fruchtbare Zeit der Vorbereitung für seine "zweite Lebenshälfte" und für seinen ganz eigenen "Lehrauftrag" beschreibt.
In den Jahren in Japan vollzog sich jener tiefe Wandel in Graf Dürckheim, der ihn ganz grundsätzlich aus der im Kollektiv begründeten Einheitsidee und somit auch aus der vaterländischen Verwobenheit herauslöste. Fortan bezog er sich direkt auf den in der einzelnen Person angelegten Grund der Wesens-Einheit, der schon von Kindesbeinen an in ihm angelegt war.
Denn seit seiner frühen Kindheit trug er das tiefe Erlebnis einer transzendenten Wirklichkeit in sich. Eine aller weltlichen Dualität zugrundeliegende Einheitswirklichkeit prägte so von Anfang an sein Leben und war als "Inbild" in ihm angelegt. Dieses Inbild ließ sein ganzes Leben um die hinter allem spürbare Transzendenz und deren Einheitswirklichkeit kreisen.
Seit 1919 war er mit engen Freunden experimentell unterwegs, sich mit Meditation, geistiger Schulung und Bewusstseinsarbeit in der Tiefe zu verankern und in ersten Ansätzen eine "Abkehr von althergebrachten Bindungen und Gewissensbildungen" (Maria Hippius-Gräfin Dürckheim) zu vollziehen und an dem im damaligen Zeitgeist virulenten "neuen Menschen" zu arbeiten. In den 20iger Jahren fanden sich viele tiefe Begegnungen, Auseinandersetzungen und Zusammenarbeit im künstlerischen und philosophischen Aufbruch um das Bauhaus. Die Frage nach dem persönlichen Erlebnisaspekt auch im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen sowie der "geheimnisvolle Bezugspunkt" hinter allem standen für ihn im Mittelpunkt seiner Forschung, die sich schon früh mit der Entwicklung eines eigenen Konzepts einer Einheitsphilosophie formulierte.
Dürckheims Auseinandersetzung mit seiner Herkunft, dem Zeitgeist und der früh erfahrenen transzendenten Wirklichkeit führte ihn in seiner zweiten Lebenshälfte schließlich zu einer eigenen Anthropologie.
Er entwickelte in Zusammenarbeit mit Maria Hippius, die später auch seine Ehefrau wurde, ein umfassendes Menschenbild, das vielen Menschen in unterschiedlichster Fragestellung bezüglich ihrer Zeit, ihrer Herkunft und ihrem Werdegang Weggeleit ermöglicht. Er brachte es in die Formel vom Menschen “doppelten Ursprungs“, der Bürger zweier Welten - des Himmels und der Erde – ist und so die transpersonale wie die weltliche Wirklichkeit in sich trägt. Diese doppelte Wirklichkeit auszureifen und als Person in einem personalen Leib als neu errungene Einheit zu verantworten, ist im Dürckheimschen Menschenbild die Aufgabe des Einzelnen, der sich auf seinen wesensbezogenen Weg einlässt.
Einheitswirklichkeit im Differenzierungsprozess von der Ideologie zum personalen Wesensbezug
Die Verwirklichung der in der Person begründeten Einheit galt es in Graf Dürckheims Leben, das sich zwischen weltlich standesmäßiger Verpflichtung und transzendentem Bezugspunkt "am Faden von Zeit und Ewigkeit" (Maria Hippius-Gräfin Dürckheim) entspann, allerdings noch zu erarbeiten.
Denn die Unterscheidung völkischer, vaterländischer und überhaupt kollektiver und damit meist ideologischer einerseits und der im einzelnen Menschen individuierten Einheit andererseits war für Dürckheim in der ersten Lebenshälfte noch nicht klar zu erkennen. Er hatte in seiner Wirklichkeit der Einheit noch keine wirkliche Polarität von Licht und Dunkel entwickelt, wie er später selbst erkennen musste.
In aller standesmäßig tief verwurzelten Vaterlandstreue galt es für ihn die Einheitswirklichkeit eben nicht auf dem Boden völkischer Abstammung und Blutsbande zu gründen, sondern, es galt sie gerade im Bruch mit jenen kollektiven Bindungen und Ideologien im eigenen Grund, im personalen Wesens-Grund zu verankern.
Aus seinem Weg, seiner standesmäßigen Herkunft, aus seiner Verwobenheit mit ihr und aus seiner daraus begründeten national konservativen Vaterlandsliebe - somit aus seiner eigenen Geschichte - hat Graf Dürckheim nie einen Hehl gemacht. Mit jedem, der daran interessiert war, hat er darüber gesprochen und auch so manche später klar bereute "Irrtümer" seiner frühen noch ganz in den kollektiv ideologischen Strömungen verankerten Ansichten eingeräumt. Er sagte von sich: “Ich war kein Nazi, ich war aber auch kein Anti-Nazi.“
Eine öffentliche Stellungnahme war ihm zu seiner Zeit aber nicht möglich. Er hatte seine politische und gesellschaftliche Laufbahn im Regime Nazi-Deutschlands - das ist unbestreitbar -, und gleichermaßen keimte und reifte sein eigener Weg in ihm, der ihn in eine tiefe Verwandlung führte. Dies im Detail öffentlich zu erklären war ihm nicht möglich - wohl auch, da er sich mit jeder Äußerung zwischen den politischen Lagern sowie von alten und neuen Ideologien mehr zerrissen und vereinnahmt denn verstanden gewusst hätte. Die politische Stimmungslage in der BRD in den Nachkriegsjahren war entsprechend aufgeladen. In persönlichen Gesprächen bewegte er diese Problematik ausführlich.
Und in seiner von Gerhard Wehr veröffentlichen Biographie sind die wesentlichen Grundzüge seiner Geschichte ausführlich und kritisch benannt, von dorther sind sie der Öffentlichkeit 1988 noch im letzten Lebensjahr Dürckheims - und mit dessen Zustimmung - zugänglich gemacht geworden. Später folgten noch weitere inzwischen öffentlich gemachte Recherchen über all seine belegbaren Tätigkeiten innerhalb des ideologischen Herrschaftssystems.
Wir haben 2018 zum 30. Todestag von Graf Dürckheim eine 1993 von Andree Mitzner geschriebene Diplomarbeit über sein Leben und sein Werk als Buch veröffentlicht: KARLFRIED GRAF DÜRCKHEIM - MYSTIKER DES 20. JAHRHUNDERTS IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN OST UND WEST. Dort wird in dem Kapitel „Eine Erleuchtung macht noch keinen Erleuchteten“ auf Graf Dürckheims Geschichte eingegangen.
Graf Dürckheim lagen mit Ausreifung seiner Person, mit seiner zunehmend im Wesen begründeten Wirklichkeit, kollektive Bewegungen und grundsätzlich jedwede Ideologie fern. Im Gegenteil, sich von kollektiven Meinungen, von ideologischen Strömungen bis in die Wurzel hinein frei zu machen und der Stimme aus der Tiefe, dem Ruf des Wesens zu folgen, war ihm das Wesentliche seines eigenen, ursprünglich so stark von kollektiv national konservativen Zügen geprägten, Lebensweges - und es war das Wesentliche seines gewachsenen - auf den doppelten Ursprung bezogenen - Lebens-Werkes geworden.
Wesentlich meint hier wirklich vom Wesen her. Das Wesen definiert Graf Dürckheim als die individuelle Weise, in der das göttliche Sein im einzelnen Menschen anwesend ist.
Als Person (per-sonare) zum Wesen hin durchlässig werden zu können und so auf dem alltäglichen Weg der Übung die Existenz des göttlichen Seins wahrzunehmen und im Dasein zu verantworten ist das Zielbild seiner Anthropologie und der daraus entwickelten Initiatischen Therapie. Das Wesen als existentielle Dimension in die Psychotherapie eingebracht zu haben, ist kennzeichnend für die Initiatische Therapie. Sie findet sich damit in einem Wirkungsfeld mit C.G.Jungs Analytischer Therapie und V. Frankls Existentialanalyse.
Die Person-Werdung meint Individuation, d.h. Auseinandersetzung mit den und Durchdringung der eigenen Licht- und Schattenkräfte. Damit ist ein Spannungsverhältnis des Einzelnen zum Kollektiven konstelliert. Denn dem so Einzelnen wird im Weiteren die bewusste Auseinandersetzung mit kollektiven Bewegungen und dem jeweiligen Zeitgeist, sei dieser ideologisch absolut oder noch so kritisch in seinem Pro oder Contra zu einer Sache, aus sich selbst heraus abverlangt.
Jeder Mensch ist geprägt von den kollektiven Strömungen seines Zeitgeistes und seiner Herkunft und muss sich mit diesen auseinandersetzen, muss diese bis auf den eigenen Grund in sich verwandeln, wenn er als Person er selbst werden möchte.
Dürckheim hat in dieser Auseinandersetzung an das Gewissen des Einzelnen appelliert, an dessen "absolutes Gewissen" aus dem eigen errungenen Tiefen-Grund im Wesen.
Den einzelnen Menschen in seinem Prozess aus der natürlich kollektiv gegebenen Verwobenheit heraus zur im Wesen begründeten Selbst-Werdung als individuierte Person zu begleiten wurde Graf und Gräfin Dürckheims eigentliches gesellschaftliches Engagement. Mit der Begründung der Existentialpsychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte als Lebens-Schule für Initiatische Therapie wurde es ihr gelebter Auftrag aus dem eigenen Wesens-Grund.
Karlfried Graf Dürckheim war, wie dies grundsätzlich jeder Mensch ist, in seine Zeit und seine Herkunft gestellt. Bei ihm hatten Zeit und Herkunft eine stark nationale und konservative Prägung, die sich insbesondere in der ersten Hälfte seines Lebensweges niederschlug.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde er als Angehöriger einer Adelsfamilie geboren. Die Ahnherren seines Adelsgeschlechtes lassen sich bis ins 12. Jahrhundert, d.h. bis in die Zeit Kaiser Barbarossas nachweisen. Mütterlicherseits geht seine Herkunft ins jüdische Geschlecht der Rothschilds, das bis ins 15.Jahrhundert dokumentiert ist. Der Militärdienst im 1.Weltkrieg war keine Frage. Solange Graf Dürckheim noch in den kollektiven Strukturen seiner Zeit und seiner Herkunft eingebunden war, waren ihm diese Tätigkeiten, waren ihm der Dienst am Vaterland und das vaterländische Bestreben auch in seiner national ideologischen Prägung grundsätzlich ein seinem Stand gemäßes Anliegen.
Als sich die politische Lage in Deutschland mit ihrer nationalsozialistischen Gesetzgebung und der von dort ausgehenden Gefahr weiter zuspitzte, und er durch seine jüdische Herkunft seitens der Mutter nicht mehr tragbar und zudem nicht ungefährdet war, wollte er dennoch nicht einfach "wie ein ausgedienter Dienstbote" entlassen werden, da er nach wie vor im vaterländischen Auftrag und damit auch im ideologischen System der NSDAP verankert war. So schickte ihn der zunächst außenpolitische Berater Hitlers, dann Botschafter in England und spätere Reichsminister des Auswärtigen Joachim von Ribbentrop im Dienst der Partei mit Forschungsauftrag und ganz klar zur Verbreitung der herrschenden Ideologie nach England, Süd Afrika und schließlich nach Japan.
Mit Zusammenbruch des Dritten Reiches und dem Ende des 2.Weltkrieges kam er in Japan in Haft, aus der er nach 16 Monaten ohne Anklage entlassen wurde. In dieser Zeit durchschritt er eine tiefe Depression, die er dann später rückblickend als fruchtbare Zeit der Vorbereitung für seine "zweite Lebenshälfte" und für seinen ganz eigenen "Lehrauftrag" beschreibt.
In den Jahren in Japan vollzog sich jener tiefe Wandel in Graf Dürckheim, der ihn ganz grundsätzlich aus der im Kollektiv begründeten Einheitsidee und somit auch aus der vaterländischen Verwobenheit herauslöste. Fortan bezog er sich direkt auf den in der einzelnen Person angelegten Grund der Wesens-Einheit, der schon von Kindesbeinen an in ihm angelegt war.
Denn seit seiner frühen Kindheit trug er das tiefe Erlebnis einer transzendenten Wirklichkeit in sich. Eine aller weltlichen Dualität zugrundeliegende Einheitswirklichkeit prägte so von Anfang an sein Leben und war als "Inbild" in ihm angelegt. Dieses Inbild ließ sein ganzes Leben um die hinter allem spürbare Transzendenz und deren Einheitswirklichkeit kreisen.
Seit 1919 war er mit engen Freunden experimentell unterwegs, sich mit Meditation, geistiger Schulung und Bewusstseinsarbeit in der Tiefe zu verankern und in ersten Ansätzen eine "Abkehr von althergebrachten Bindungen und Gewissensbildungen" (Maria Hippius-Gräfin Dürckheim) zu vollziehen und an dem im damaligen Zeitgeist virulenten "neuen Menschen" zu arbeiten. In den 20iger Jahren fanden sich viele tiefe Begegnungen, Auseinandersetzungen und Zusammenarbeit im künstlerischen und philosophischen Aufbruch um das Bauhaus. Die Frage nach dem persönlichen Erlebnisaspekt auch im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen sowie der "geheimnisvolle Bezugspunkt" hinter allem standen für ihn im Mittelpunkt seiner Forschung, die sich schon früh mit der Entwicklung eines eigenen Konzepts einer Einheitsphilosophie formulierte.
Dürckheims Auseinandersetzung mit seiner Herkunft, dem Zeitgeist und der früh erfahrenen transzendenten Wirklichkeit führte ihn in seiner zweiten Lebenshälfte schließlich zu einer eigenen Anthropologie.
Er entwickelte in Zusammenarbeit mit Maria Hippius, die später auch seine Ehefrau wurde, ein umfassendes Menschenbild, das vielen Menschen in unterschiedlichster Fragestellung bezüglich ihrer Zeit, ihrer Herkunft und ihrem Werdegang Weggeleit ermöglicht. Er brachte es in die Formel vom Menschen “doppelten Ursprungs“, der Bürger zweier Welten - des Himmels und der Erde – ist und so die transpersonale wie die weltliche Wirklichkeit in sich trägt. Diese doppelte Wirklichkeit auszureifen und als Person in einem personalen Leib als neu errungene Einheit zu verantworten, ist im Dürckheimschen Menschenbild die Aufgabe des Einzelnen, der sich auf seinen wesensbezogenen Weg einlässt.
Einheitswirklichkeit im Differenzierungsprozess von der Ideologie zum personalen Wesensbezug
Die Verwirklichung der in der Person begründeten Einheit galt es in Graf Dürckheims Leben, das sich zwischen weltlich standesmäßiger Verpflichtung und transzendentem Bezugspunkt "am Faden von Zeit und Ewigkeit" (Maria Hippius-Gräfin Dürckheim) entspann, allerdings noch zu erarbeiten.
Denn die Unterscheidung völkischer, vaterländischer und überhaupt kollektiver und damit meist ideologischer einerseits und der im einzelnen Menschen individuierten Einheit andererseits war für Dürckheim in der ersten Lebenshälfte noch nicht klar zu erkennen. Er hatte in seiner Wirklichkeit der Einheit noch keine wirkliche Polarität von Licht und Dunkel entwickelt, wie er später selbst erkennen musste.
In aller standesmäßig tief verwurzelten Vaterlandstreue galt es für ihn die Einheitswirklichkeit eben nicht auf dem Boden völkischer Abstammung und Blutsbande zu gründen, sondern, es galt sie gerade im Bruch mit jenen kollektiven Bindungen und Ideologien im eigenen Grund, im personalen Wesens-Grund zu verankern.
Aus seinem Weg, seiner standesmäßigen Herkunft, aus seiner Verwobenheit mit ihr und aus seiner daraus begründeten national konservativen Vaterlandsliebe - somit aus seiner eigenen Geschichte - hat Graf Dürckheim nie einen Hehl gemacht. Mit jedem, der daran interessiert war, hat er darüber gesprochen und auch so manche später klar bereute "Irrtümer" seiner frühen noch ganz in den kollektiv ideologischen Strömungen verankerten Ansichten eingeräumt. Er sagte von sich: “Ich war kein Nazi, ich war aber auch kein Anti-Nazi.“
Eine öffentliche Stellungnahme war ihm zu seiner Zeit aber nicht möglich. Er hatte seine politische und gesellschaftliche Laufbahn im Regime Nazi-Deutschlands - das ist unbestreitbar -, und gleichermaßen keimte und reifte sein eigener Weg in ihm, der ihn in eine tiefe Verwandlung führte. Dies im Detail öffentlich zu erklären war ihm nicht möglich - wohl auch, da er sich mit jeder Äußerung zwischen den politischen Lagern sowie von alten und neuen Ideologien mehr zerrissen und vereinnahmt denn verstanden gewusst hätte. Die politische Stimmungslage in der BRD in den Nachkriegsjahren war entsprechend aufgeladen. In persönlichen Gesprächen bewegte er diese Problematik ausführlich.
Und in seiner von Gerhard Wehr veröffentlichen Biographie sind die wesentlichen Grundzüge seiner Geschichte ausführlich und kritisch benannt, von dorther sind sie der Öffentlichkeit 1988 noch im letzten Lebensjahr Dürckheims - und mit dessen Zustimmung - zugänglich gemacht geworden. Später folgten noch weitere inzwischen öffentlich gemachte Recherchen über all seine belegbaren Tätigkeiten innerhalb des ideologischen Herrschaftssystems.
Wir haben 2018 zum 30. Todestag von Graf Dürckheim eine 1993 von Andree Mitzner geschriebene Diplomarbeit über sein Leben und sein Werk als Buch veröffentlicht: KARLFRIED GRAF DÜRCKHEIM - MYSTIKER DES 20. JAHRHUNDERTS IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN OST UND WEST. Dort wird in dem Kapitel „Eine Erleuchtung macht noch keinen Erleuchteten“ auf Graf Dürckheims Geschichte eingegangen.
Graf Dürckheim lagen mit Ausreifung seiner Person, mit seiner zunehmend im Wesen begründeten Wirklichkeit, kollektive Bewegungen und grundsätzlich jedwede Ideologie fern. Im Gegenteil, sich von kollektiven Meinungen, von ideologischen Strömungen bis in die Wurzel hinein frei zu machen und der Stimme aus der Tiefe, dem Ruf des Wesens zu folgen, war ihm das Wesentliche seines eigenen, ursprünglich so stark von kollektiv national konservativen Zügen geprägten, Lebensweges - und es war das Wesentliche seines gewachsenen - auf den doppelten Ursprung bezogenen - Lebens-Werkes geworden.
Wesentlich meint hier wirklich vom Wesen her. Das Wesen definiert Graf Dürckheim als die individuelle Weise, in der das göttliche Sein im einzelnen Menschen anwesend ist.
Als Person (per-sonare) zum Wesen hin durchlässig werden zu können und so auf dem alltäglichen Weg der Übung die Existenz des göttlichen Seins wahrzunehmen und im Dasein zu verantworten ist das Zielbild seiner Anthropologie und der daraus entwickelten Initiatischen Therapie. Das Wesen als existentielle Dimension in die Psychotherapie eingebracht zu haben, ist kennzeichnend für die Initiatische Therapie. Sie findet sich damit in einem Wirkungsfeld mit C.G.Jungs Analytischer Therapie und V. Frankls Existentialanalyse.
Die Person-Werdung meint Individuation, d.h. Auseinandersetzung mit den und Durchdringung der eigenen Licht- und Schattenkräfte. Damit ist ein Spannungsverhältnis des Einzelnen zum Kollektiven konstelliert. Denn dem so Einzelnen wird im Weiteren die bewusste Auseinandersetzung mit kollektiven Bewegungen und dem jeweiligen Zeitgeist, sei dieser ideologisch absolut oder noch so kritisch in seinem Pro oder Contra zu einer Sache, aus sich selbst heraus abverlangt.
Jeder Mensch ist geprägt von den kollektiven Strömungen seines Zeitgeistes und seiner Herkunft und muss sich mit diesen auseinandersetzen, muss diese bis auf den eigenen Grund in sich verwandeln, wenn er als Person er selbst werden möchte.
Dürckheim hat in dieser Auseinandersetzung an das Gewissen des Einzelnen appelliert, an dessen "absolutes Gewissen" aus dem eigen errungenen Tiefen-Grund im Wesen.
Den einzelnen Menschen in seinem Prozess aus der natürlich kollektiv gegebenen Verwobenheit heraus zur im Wesen begründeten Selbst-Werdung als individuierte Person zu begleiten wurde Graf und Gräfin Dürckheims eigentliches gesellschaftliches Engagement. Mit der Begründung der Existentialpsychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte als Lebens-Schule für Initiatische Therapie wurde es ihr gelebter Auftrag aus dem eigenen Wesens-Grund.