Einblick in einen fortlaufenden Prozess anhand der Arbeit am Tonfeld
Eine Frau, Ende 40, in einer verantwortlichen Position in einem sozialen Beruf, ist im Sommer 2021 zum 1. Mal in Rütte. Im Mai 2023 kommt sie zum 5. Mal für eine Woche. Sie arbeitet mit den Medien „Geführtes Zeichnen“, „Personale Leibarbeit“ und „Arbeit am Tonfeld“.
In dieser Woche hat sie 2 Einzelstunden am Tonfeld und hat an 1 Gruppenabend 2x am Tonfeld gearbeitet. Die Arbeit findet mit geschlossenen Augen statt.
In der 1. Stunde gestaltet sie sorgfältig eine rundliche Figur mit Kopf, die sie liebevoll umfasst und hält. Sie sagt dazu: „Das ist ein sehr kleines Kind noch ohne Bewusstsein von seinem übrigen Körper.“ Sie erzählt, dass sie als Kind nicht wirklich in ihrer individuellen Eigenart gesehen und gespiegelt wurde. Sie leidet darunter, sich im Kontakt mit anderen zu verlieren. Sie weiß, dass sie sich als Erwachsene diese Zuwendung heute selber geben muss und kann und bringt das kognitive Wissen darüber jetzt in eine leibliche Erfahrung.
Sie betitelt die Arbeit als „Mein ganz kleines Kind“.
Eine Frau, Ende 40, in einer verantwortlichen Position in einem sozialen Beruf, ist im Sommer 2021 zum 1. Mal in Rütte. Im Mai 2023 kommt sie zum 5. Mal für eine Woche. Sie arbeitet mit den Medien „Geführtes Zeichnen“, „Personale Leibarbeit“ und „Arbeit am Tonfeld“.
In dieser Woche hat sie 2 Einzelstunden am Tonfeld und hat an 1 Gruppenabend 2x am Tonfeld gearbeitet. Die Arbeit findet mit geschlossenen Augen statt.
In der 1. Stunde gestaltet sie sorgfältig eine rundliche Figur mit Kopf, die sie liebevoll umfasst und hält. Sie sagt dazu: „Das ist ein sehr kleines Kind noch ohne Bewusstsein von seinem übrigen Körper.“ Sie erzählt, dass sie als Kind nicht wirklich in ihrer individuellen Eigenart gesehen und gespiegelt wurde. Sie leidet darunter, sich im Kontakt mit anderen zu verlieren. Sie weiß, dass sie sich als Erwachsene diese Zuwendung heute selber geben muss und kann und bringt das kognitive Wissen darüber jetzt in eine leibliche Erfahrung.
Sie betitelt die Arbeit als „Mein ganz kleines Kind“.
Am selben Tag kann sie in einer Stunde „Personale Leibarbeit“ die Erfahrung aufgreifen und vertiefen. Sie fertigt eine Zeichnung an, zu der sie selber später sagte: „Das Bild von meinem ältesten und kleinsten inneren Kind entstand nach der Leibarbeit aus der Erfahrung in einer Pfingstrosenblüte zu liegen und meine eigenen Babyfüße zu sehen. Spannend fand ich, dass es um einen roten Punkt (den Kopf) herum entstand. Ein roter Punkt hatte mich in der Maltherapie vor 2 Jahren also zu Beginn meines Wegs aus der Depression, tief erschüttert und zu Tränen gerührt. Damals verstand ich nicht warum. In den Tagen danach wurde zunehmend deutlich, dass es sich um meinen innersten Wesenskern, oder einen ältesten kindlichen Anteil handelte, der unter den Trümmern des Turms, in dem ich mich mein Leben lang verbarrikadiert hatte, gerade so überlebt hatte. Er war mir völlig fremd geworden und erschreckte mich damals. Jetzt in Rütte war er vertraut, entspannt, nicht mehr fremd sondern mein Eigenstes. Toll, oder?“
In die 2. Tonfeldstunde bringt sie folgenden Traum mit:
Sie liegt eingerollt auf 2 Parkplätzen an einem Hügel und schläft. Sie erkennt ihren eigenen Arm. Ihre Hand berührt sie an der Schulter, so dass sie aufwacht. Sie hat lange genug geschlafen.
Der Traum hat sie sehr berührt und ermutigt, dass es jetzt um ein Aufwachen geht, ein neuer Schritt in mehr Bewusstheit steht an.
Sie liegt eingerollt auf 2 Parkplätzen an einem Hügel und schläft. Sie erkennt ihren eigenen Arm. Ihre Hand berührt sie an der Schulter, so dass sie aufwacht. Sie hat lange genug geschlafen.
Der Traum hat sie sehr berührt und ermutigt, dass es jetzt um ein Aufwachen geht, ein neuer Schritt in mehr Bewusstheit steht an.
In der Berührung mit dem Ton schiebt sie in sich lange wiederholenden Bewegungen das Material zu einem kleinen Berg zusammen, der auf der von ihr abgewandten Seite eine Höhle aufweist. Zuerst hat sie die Assoziation von einem empfindlichen Elefantenrüssel, später von einem sehr tiefen Brunnen. „Von dort könnte ein Geräusch aufsteigen, was dann an der oberen Wand wiederhallt.“ „Nicht bedrohlich, nur sehr tief.“ Immer wieder tasten die Hände erkundend tief in die Öffnung hinein.
Am Ende der Arbeit, als sie sie mit geöffneten Augen auf sich wirken lässt, findet sie: „Sieht aus wie eine Vulva oder eine Blüte, sehr offen, aber mit 2-fachem Schutz. Da ist so viel, das kann ich nicht wissen. Aber es gibt Sicherheit, dass es da ist.“
Sie wählt den Titel: „In die Welt tasten und sprechen“.
Sie hat sich auf ihre Wesenstiefe eingelassen, die auch das Unbewusste beinhaltet und nie vollständig zu erfassen ist. Sie erfährt die Sensibilität und Kraft ihrer Weiblichkeit, mit der sie vielleicht auf neue, selbstbewusste Weise da sein und sich äußern kann.
Sie wählt den Titel: „In die Welt tasten und sprechen“.
Sie hat sich auf ihre Wesenstiefe eingelassen, die auch das Unbewusste beinhaltet und nie vollständig zu erfassen ist. Sie erfährt die Sensibilität und Kraft ihrer Weiblichkeit, mit der sie vielleicht auf neue, selbstbewusste Weise da sein und sich äußern kann.
An einem Abend arbeitet sie 2x in einer Kleingruppe.
Sie schiebt mit den Handkanten immer wieder in der Horizontalen nach vorne, legt in der Mitte eine Öffnung frei, die bis auf den Grund geht.
„Wie ein Kahn, etwas schutzlos, aber ok. Bis zum Boden offen. Die Spitze war wichtig, wie ein Hahnenkamm. Auch was Verspieltes, Leichtes, Freudiges beim Tun.“
„Wie ein Kahn, etwas schutzlos, aber ok. Bis zum Boden offen. Die Spitze war wichtig, wie ein Hahnenkamm. Auch was Verspieltes, Leichtes, Freudiges beim Tun.“
In der folgenden Runde rollt sie das Material von hinten zu einem Berg auf. Die Hände streichen jetzt immer wieder vertikal die Wände hoch. In die Mitte legt sie eine große Kugel.
„Ein bisschen wie eine Narrenkappe und die goldene Kugel vom Froschkönig.“
In der 1. Arbeit hat sie sich eine solide Basis geschaffen mit einer Öffnung in die Tiefe. Das Bild des Kahns passt gut zum Archetyp der Reisenden, die sich aufmacht zu neuen Ufern.
„Ein bisschen wie eine Narrenkappe und die goldene Kugel vom Froschkönig.“
In der 1. Arbeit hat sie sich eine solide Basis geschaffen mit einer Öffnung in die Tiefe. Das Bild des Kahns passt gut zum Archetyp der Reisenden, die sich aufmacht zu neuen Ufern.
In der folgenden Arbeit entstand eine vertikale Zentrierung und Positionierung. Bei dem vielschichtigen Märchen des Froschkönigs geht es u.a. um die Ablösung der Prinzessin vom Vater. Hier kommt ein biografischer Aspekt auf, dessen Weiterbetrachtung sinnvoll erscheint.
Sie selber greift den Impuls des Märchens auf und macht sich ihre Gedanken dazu:
„Ich habe den "Frosch" aus dem Märchen, diese alberne und lächerliche und rückgratlose Figur, hier neu sehen gelernt habe nach der tiefen Erfahrung mit dem Brunnen und der Tiefe des Unbewussten am Vormittag: So wenig ernst zu nehmen er scheint, ist er doch derjenige, der sich in die Tiefen und bis an den Grund des Unbewussten wagt um die goldene Kugel (Wesenskern?) der Prinzessin, die sie achtlos vertändelt hat, wieder zu erlangen. Er läuft dort unten keine Gefahr, sich zu verlieren. Vielleicht ist er insofern ein "Grenzwesen" als er halb fest, halb flüssig, halb geformt, halb unförmig und wirbellos ist. Er ist so undifferenziert, dass verlorene Gliedmaßen noch nachwachsen können und damit auch viel LEBENDIGER, besitzt viel mehr ursprüngliche Lebenskraft, als sogenannte höherentwickelte Lebewesen.
Die Prinzessin hat sich in ihrem Stolz verrannt und das Wesentliche verloren. Die demütige, einfache, uneitle Art des Froschs kommt ihr zur Hilfe, als alles verloren scheint. Der König/Vater scheint den Wert des Froschs zu kennen, da er auf der Einlösung des Versprechens beharrt.
Später lösen sich die Bänder (Stolz?), die das Herz schmerzvoll eingeengt haben ("Heinrich, der Wagen bricht")."
Zusammenfassend: In nur wenigen Tagen hat ein intensiver Prozess stattgefunden bei der Klientin, die allerdings schon länger an sich arbeitet, um aus ihrer Depression wieder ins Leben zu finden. Vom Symbol des kleinen Kindes, das noch ganz geborgen und geschützt ist und auf einer tieferen Ebene für den unverwundeten Wesenskern steht, ging es im nächsten Schritt um das Aufwachen. Der Schritt zu mehr Bewusstheit verlangte aber zuvor den Gang in die Tiefe, in unbewusste Schichten. Aus diesen stieg dann - versinnbildlicht durch das Märchen vom Froschkönig - die Goldene Kugel empor. Die Goldene Kugel als Symbol u.a. für die Ganzheit und den Ursprung, der alle Möglichkeiten in sich enthält. Sowohl das Kind als auch die Kugel gehören zugleich auch in den Symbolkreis des Weiblichen und Mütterlichen.
Sie selber greift den Impuls des Märchens auf und macht sich ihre Gedanken dazu:
„Ich habe den "Frosch" aus dem Märchen, diese alberne und lächerliche und rückgratlose Figur, hier neu sehen gelernt habe nach der tiefen Erfahrung mit dem Brunnen und der Tiefe des Unbewussten am Vormittag: So wenig ernst zu nehmen er scheint, ist er doch derjenige, der sich in die Tiefen und bis an den Grund des Unbewussten wagt um die goldene Kugel (Wesenskern?) der Prinzessin, die sie achtlos vertändelt hat, wieder zu erlangen. Er läuft dort unten keine Gefahr, sich zu verlieren. Vielleicht ist er insofern ein "Grenzwesen" als er halb fest, halb flüssig, halb geformt, halb unförmig und wirbellos ist. Er ist so undifferenziert, dass verlorene Gliedmaßen noch nachwachsen können und damit auch viel LEBENDIGER, besitzt viel mehr ursprüngliche Lebenskraft, als sogenannte höherentwickelte Lebewesen.
Die Prinzessin hat sich in ihrem Stolz verrannt und das Wesentliche verloren. Die demütige, einfache, uneitle Art des Froschs kommt ihr zur Hilfe, als alles verloren scheint. Der König/Vater scheint den Wert des Froschs zu kennen, da er auf der Einlösung des Versprechens beharrt.
Später lösen sich die Bänder (Stolz?), die das Herz schmerzvoll eingeengt haben ("Heinrich, der Wagen bricht")."
Zusammenfassend: In nur wenigen Tagen hat ein intensiver Prozess stattgefunden bei der Klientin, die allerdings schon länger an sich arbeitet, um aus ihrer Depression wieder ins Leben zu finden. Vom Symbol des kleinen Kindes, das noch ganz geborgen und geschützt ist und auf einer tieferen Ebene für den unverwundeten Wesenskern steht, ging es im nächsten Schritt um das Aufwachen. Der Schritt zu mehr Bewusstheit verlangte aber zuvor den Gang in die Tiefe, in unbewusste Schichten. Aus diesen stieg dann - versinnbildlicht durch das Märchen vom Froschkönig - die Goldene Kugel empor. Die Goldene Kugel als Symbol u.a. für die Ganzheit und den Ursprung, der alle Möglichkeiten in sich enthält. Sowohl das Kind als auch die Kugel gehören zugleich auch in den Symbolkreis des Weiblichen und Mütterlichen.